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Sprecher des GRK:
Prof. Dr. Markus Wriedt
Prof. Dr. Thomas M. Schmidt
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Goethe-Universität Frankfurt
GRK Theologie als Wissenschaft
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Winter School Erfurt
"Corpora"
20.–22.1.2017
Die Winter School des Graduiertenkollegs "Theologie als Wissenschaft" 2017 fand vom 20. bis zum 22. Januar in Erfurt statt. Hier bereicherten verschiedene Vorträge der Stipendiat*innen, die unter dem Thema "Corpora" standen, das Wochenende.
Fr. 20.1.2017
Vortrag: 14:30-16:30
Referent: Tim Sievers
Titel: Schöpfung zwischen Koran und Kalām
Tim Sievers beschäftigte sich in seinem Vortrag mit einer diachronen Koranlektüre zum Thema Schöpfung. Er stellte dar, wie sich die frühsten Suren hauptsächlich mit den als Schöpfung begriffenen biologischen Prozessen der Entstehung menschlichen Lebens beschäftigen und den Blick auf die Geschöpflichkeit des Menschen lenken. In mittel- und spätmekkanischer Zeit sei dann eine facettenreiche koranische Schöpfungstheologie entwickelt worden, die durch die Integration von Material der biblischen Tradition die Vorstellung einer creatio continua mit der einer creatio prima verbindet. Im Rahmen der daran anschließenden Textarbeit zu al-Ašʿarīs Kitāb al-Lumaʿ wurde die Aktualisierung dieser theologischen Vorstellungen im Kalām thematisiert. Unter anderem diskutierten die Teilnehmer*innen Parallelen zur lateinischen Scholastik.
Vortrag: 16:30-18:30
Referentin: Emine Kurum
Titel: Vergleich von übersetzten Erzählungen zum Ereignis mi'raj in den islamischen Geschichtswerken
Es ging um die Vorstellung ihres Forschungsprojekts, das sich mit dem frühislamischen Traditionswesen und seiner historischen Wandelbarkeit auseinandersetzt. Die Anwesenden bekamen exemplarisch anhand von drei aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzten Textfragmenten diese Transformation nähergebracht. Angeknüpft wurde in diesem Zusammenhang, neben den Motiven, an den eigenständigen Erzählstil und die verwendete Sprache in den Beispielen. Sodann ergab sich eine intensive Diskussion über das Arbeiten mit gedruckten Texten und der Übersetzbarkeit von einer Sprache in eine andere, welcher Prozess ebenso eine Veränderung impliziert.
Sa. 21.1.2017
Vortrag: 11:00-13:00
Referentin: Lisa-Marie Wichern
Titel: Frauen und Reinheitsgebote in der Mischna
Frauen betreffende Reinheitsgebote spielen für rabbinische Gelehrte eine wichtige Rolle, da sie die kultische Reinheit von Ehemännern unmittelbar betreffen. Einerseits schreiben die Rabbinen Ehefrauen ein bestimmtes Verhalten vor und setzen diese unter Druck, es einzuhalten. Andererseits drohen sie ihnen Strafen und Konsequenzen beim nicht-Einhalten verschiedener Verhaltensweisen an. Reinheitsgebote spielen außerdem eine wichtige Rolle bei der Abgrenzung und Identitätsstiftung gegenüber anderen Gruppen.
Diskussion/Anfragen/Verknüpfungen:
• Rolle narrativer Strukturen in einzelnen Mischnajot
• Motivation der Rabbinen bei Mischna-Redaktion
Stadtführung: 14:00-16:30
Zur Halbzeit unserer Winter School begaben sich die Mitglieder des Graduiertenkollegs auf eine Stadtführung durch die Altstadt Erfurts. An vielen Stellen wurden hier die Zeichen des 500-jährigen Jubiläums des lutherischen Thesenanschlages deutlich. Herr Prof. Dr. Wriedt leitete uns passend dazu zu den unterschiedlichsten Wirkungsorten Luthers. Diesbezüglich erläuterte die zeitlichen Gegebenheiten zu Zeiten Luthers Wirken und das spätmittelalterliche Leben der Stadt. Während eines Besuchs in der alten Synagoge skizzierte Frau Prof. Dr. Liss außerdem das jüdische Leben Erfurts. Anhand des Gebäudes und den ausgestellten Gegenständen wurden verschiedene Facetten des mittelalterlichen jüdischen Lebens dargestellt.
Vortrag: 16.45-18.30
Referentin: Friederike Eichhorn-Remmel
Titel: Ist es denn geschrieben? Die Verwendung von Jes 29,14LXX durch Paulus (1 Kor 1,19) und ihre kreuzestheologische Deutung - eine kritische Sichtung intertextueller Lesarten
Im Vortrag von Friederike Eichhorn-Remmel wurde das Thema "Corpora" der Winterschool 2017 anhand des intertextuellen Phänomens in 1 Kor 1,19 diskutiert. Leitend war die Frage, ob eine bestimmte Lesart des paulinischen Zitates innerhalb der Exegese, nämlich eine kreuzestheologische Deutung, diesem umfassend gerecht wird, oder ob nicht auch eine "herrlichkeitstheologische" Lesart möglich ist. Anhand des Intertextualitätsmodells von Magdolna Orosz wurde in drei Schritten versucht aufzuzeigen, dass Paulus Jesaja nicht nur bestätigend zitiert, sondern sich zugleich der Autorität des Propheten bedient, um anhand der Verstockungsthematik, gegen die korinthischen Spaltungen zu argumentieren.
Im Anschluss wurde die provokative Begriffsnutzung von "Herrlichkeitstheologie" ebenso diskutiert, wie die Frage nach der Verortung der Verstockungsthematik und dem Prophetieverständnis in Altem und Neuem Testament. Weiterhin wurde der paulinische Rückgriff auf eine LXX-Variante besprochen und gefragt ob Fortschreibung (im Sinne bestätigender Integration nach Orosz) nicht auch eine Deformation sein kann.
23.1.2017
Textarbeit: 9:00-10:30
Referentin: Friederike Eichhorn-Remmel
Titel: Argumentationsstrategische Analogien in Paulinen und Koran
In der Textarbeit “Argumentationsstrategische Analogien in Paulinen und Koran” wurde der religionswissenschaftliche Ansatz von Prof. Dr. Dr. Bertram Schmitz anhand seines Textvergleiches zu denen Themen “Begründung der neuen Religion in der Alten” und “Verwerfung der vorherigen Religion” kontrovers diskutiert. Insbesondere die Frage nach Kriterien eines solches Textvergleiches, die Frage nach dem Wesen von Religion und dem Wesen der beiden vorliegenden Korpora bestimmten die rege Debatte.